Wann zum Therapeuten?

Mit kleineren Beeinträchtigungen im Alltag oder zwischenmenschlichen Schwierigkeiten kommt die überwiegende Mehrheit der Menschen meist zurecht. Eine Psychotherapie wäre dann in Betracht zu ziehen, wenn Sie das Gefühl haben, den Belastungen des Lebens nicht mehr standzuhalten oder diese nicht meistern zu können, wenn immer mehr Lebensbereiche (z.B. Arbeit, Familie und Freizeit) gleichzeitig betroffen sind, Sie den Eindruck haben, immer wieder in dieselben Muster zu verfallen, ohne etwas dagegen tun zu können und wenn Ihre Beschwerden Ihr Leben, Ihre Beziehungen oder Ihre Arbeitsfähigkeit gefährden. 

Auch wenn Ihr behandelnder Arzt Ihnen eine psychotherapeutische Behandlung vorschlägt (beispielsweise weil er bei Ihren körperlichen Beschwerden eine psychische Komponente vermutet) wäre dieser Schritt ernsthaft zu erwägen. 


Welche Therapieverfahren gibt es?

Wie kann mir eine Psychotherapie helfen?

Es gibt 3 unterschiedliche Psychotherapieverfahren (sog. „Richtlinienverfahren“), die von den Krankenkassen anerkannt sind und deren Kosten übernommen werden. Diese drei Therapieschulen unterscheiden sich in ihrer theoretischen Ausrichtung, dem Verständnis der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen sowie dem therapeutischen Vorgehen. 

Im Einzelnen handelt es sich hierbei um:

1. Verhaltenstherapie 

2. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie 

3. Analytische Psychotherapie

 

 


Bei der Verhaltenstherapie wird davon ausgegangen, dass menschliches Verhalten (d.h. auch unsere Einstellungen, Gefühle, Gedanken und körperliche Prozesse) erlernt ist. Auch psychische Störungen beruhen demnach auf Lernprozessen und können entsprechend durch andere Erfahrungen wieder „verlernt“ werden. Verhaltenstherapie ist vor allem gegenwarts- und zukunfts- sowie lösungsorientiert und setzt zumeist direkt am Symptom an. Dabei ist der Therapeut aktiv, leitet an, fragt nach, gibt Hausaufgaben und ermutigt sie, neue Erfahrungen zu machen (und sich ggfs. auch ihren Ängsten unter Anleitung zu stellen, anstatt sie zu vermeiden).

Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie geht davon aus, dass psychische Störungen ihre Wurzeln in negativ erlebten biografischen Erfahrungen haben. Konnten diese frühen Konflikte (zumeist mit den Bezugspersonen) nicht angemessen gelöst werden, werden diese verdrängt, bestehen unbewusst aber weiter fort und belasten aktuelle Beziehungen oder die Beziehung zu sich selbst. Psychische Störungen oder Beschwerden resultieren aus diesen unbewussten inneren Konflikten, die es in der Therapie bewusst zu machen, zu verstehen und "durchzuarbeiten" gilt. Durch die neuen Einsichten sollen psychische Probleme bewältigt oder gelöst werden. Der Therapeut ist dabei abwechselnd gegenwarts- und vergangenheitsbezogen, er gibt zumeist keine Ratschläge oder konkrete Tipps und wird ihre Äußerungen auf unbewusste Prozesse hin deuten und interpretieren, um mit Ihnen die „eigentlichen“ Ursachen Ihrer Probleme aufzudecken. 

 Bei der analytischen Psychotherapie wird ebenfalls von unbewusst wirksamen Konflikten, die aus vergangenen Erlebnissen und Erfahrungen resultieren, ausgegangen. Der Therapeut ist dabei neutral und eher zurückhaltend, der therapeutische Prozess durch eine hohe Sitzungsanzahl und -frequenz intensiv. Einen zentralen Stellenwert nimmt zudem die sog. Übertragungsbeziehung ein. Darunter wird verstanden, dass Patienten auch in der Beziehung zu ihrem Therapeuten unbewusst frühere Beziehungserfahrungen wiederholen und diese dort einer Bearbeitung zugänglich sind. Um einen Zugang zu unbewussten Prozessen zu finden, werden zudem die Regel der freien Assoziation (d.h. Sie sollen alles was Ihnen durch den Kopf geht und was Sie empfinden, spontan und ohne Zensur aussprechen) und die Traumdeutung angewandt. 


Was Sie für eine tiefenpsychologische Behandlung "mitbringen" sollten

Eine Psychotherapie kann nur mithilfe Ihrer aktiven Mitarbeit erfolgreich sein. Dazu gehört beispielsweise, dass Sie eine innere Bereitschaft mitbringen, sich auf einen therapeutischen Prozess einzulassen und über eine ausreichende Offenheit sich selbst und dem Therapeuten gegenüber verfügen, um auch über sehr persönliche Inhalte sprechen zu können. Speziell bei einer tiefenpsychologischen Therapie ist ein Interesse an der Reflexion der eigenen Lebensgeschichte ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Zudem sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass eine Therapie häufig ein längerer Prozess ist, der es erforderlich macht, regelmäßig und pünktlich zu den Sitzungen zu erscheinen, eventuell Fahrtzeiten zur Praxis in Kauf zu nehmen und sich an getroffene Vereinbarungen zu halten. Hilfreich ist darüber hinaus, wenn Sie auch ein Interesse für neue Sicht-, Denk- und Erlebnisweisen mitbringen.


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